Ich habe mal die Lava Reifebeutel getestet...

Auf dem Prüfstand - Mitglieder testen Grillgerätschaften

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MeMyself
Irrer Griller
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Da ich kaum etwas mehr schätze als ein hochwertiges Steak, musste ich diese Reifemethode natürlich testen. Kann ich mit Reifebeuteln wirklich das Geschmackserlebnis von echtem dry aged beef erreichen? Um das zu testen, habe ich mir einen Satz Lava Reifebeutel bestellt. Preislich liegen die Reifebeutel zwischen 10 und 18 Euro für ein Set mit je 4 Beuteln. Ein Beutel kostet also etwa 3-4 Euro.
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Was brauchen wir noch?
Wichtig ist natürlich, dass man eine vernünftige Fleischqualität und ein geeignetes Stück Fleisch für das Reifeverfahren auswählt. Roastbeef oder RibEye am Stück ist empfehlenswert. Ich habe im Großmarkt ein fein marmoriertes RibEye am Stück von der Färse entdeckt, welches ich für meinen Test verwendet habe.
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Ausserdem brauchen wir ein Vakuumiergerät, um die Luft aus dem Reifebeutel zu ziehen und das Fleisch zu vakuumieren. Ich habe dazu meinen Lava V300 Premium verwendet. Die Lava Reifebeutel können natürlich auch mit jedem anderen handelsüblichen Vakuumierer genutzt werden. Das Fleisch gibt man feucht in den Reifebeutel. Es sollte keinesfalls abgetrocknet werden, da die Feuchtigkeit dafür sorgt, dass sich das Fleisch mit dem Reifebeutel verbindet. Das Fleisch muss auch nicht pariert werden. Auch wenn eine Fettschicht drauf ist: dranlassen! Denn die äußere Kruste wird eh nachträglich entfernt.
Das Vakuumieren ist etwas fummelig, da die Beutel keine Struktur haben. Lava liefert daher ein paar Streifen mit Struktur dazu, so das man den Beutel auch mit dem Vakuumierer luftleer ziehen kann. Das war anfänglich etwas Fummelei, klappt aber dann doch ganz gut, wenn man den Dreh einmal raus hat.
Nachdem das Fleisch im Reifebeutel vakuumiert ist, kann man es im Kühlschrank bei Temperaturen von 1-4 Grad Celsius reifen lassen.
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Mein Ziel war es, das RibEye drei Wochen lang reifen zu lassen. Wichtig ist, dass man das Fleisch auf einen Rost legt, damit es gut unterlüftet wird. No-Frost-Kühlschränke werden empfohlen, da die Luftfeuchtigkeit in diesen Geräten geringer ist.
Ich habe jedoch einen herkömmlichen Kühlschrank verwendet. Da ich unseren normalen Haushaltskühlschrank nicht 3 Wochen mit dem Fleisch blockieren wollte und dieser auch zu häufig geöffnet wird, habe ich das Fleisch im Kühlschrank meines Partykellers reifen lassen. Diesen Kühlschrank habe ich auf 2-3 Grad Celsius gestellt und dann habe ich das Fleisch in diesem Kühlschrank für 3 Wochen auf einem Rost reifen lassen.
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3 Wochen sind ja doch eine lange Zeit und ich war natürlich neugierig was im Reifebeutel passiert und ich habe alle paar Tage einen Blick in den Kühlschrank geworfen.


Ich war schon ein wenig mißtrauisch, ob das Ganze überhaupt funktioniert. Nicht das mir in den 3 Wochen mein schönes 3,8kg schweres RibEye vergammelt…
Nach einer Woche sieht das Fleisch schon ein wenig dunkler aus. Die Temperatur passt auch. Es scheint so, als wäre alles im grünen Bereich.

Nach 21 Tagen im Kühlschrank kam dann der spannende Augenblick: Der Home-Dry-Aging-Prozess ist abgeschlossen! Ist es was geworden? Oder ist mein schönes RibEye vergammelt?
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Man sieht deutlich, wie dunkel das Fleisch geworden ist. Es hat eine wirklich feste, dunkle Kruste bekommen. Als Erstes habe ich das RibEye gewogen. Denn ich wollte ja wissen, ob das Fleisch wirklich an Gewicht und somit an Flüssigkeit verloren hat. Und in der Tat ist das Fleisch um 406 Gramm leichter geworden. Zu Beginn wog mein RibEye exakt 3879 Gramm. Nach drei Wochen im Reifebeutel wiegt es noch 3473 Gramm. Wir haben hier als gut 10% an Flüssigkeitsverlust innerhalb von 3 Wochen gehabt.
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Nachdem ich die dunkle Kruste runtergeschnitten habe, konnte ich erleichtert feststellen, dass das Fleisch keineswegs vergammelt ist. Das Fleisch hat in der Tat eine deutlich festere Konsistenz bekommen und eine intensive dunkelrote Farbe. Genau so stelle ich mir perfekt gereiftes Fleisch vor.
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Das RibEye habe ich dann in 6 handliche Steaks geschnitten. Dabei habe ich dann festgestellt, dass ich das Stück noch gar nicht gewogen habe, nachdem ich die Kruste abgeschnitten habe.
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Also mal schnell alle 6 Steaks auf die Waage gepackt. Von ursprünglich 3879 Gramm sind noch 2746 Gramm übrig. Ich habe hier also einen Verlust von etwa 29%. Das ist zwar ein recht hoher Verlust, aber dafür habe ich wirklich schöne veredelte Steaks. Ich war allerdings auch etwas großzügig beim Entfernen der Kruste.
Wenn jetzt noch der Geschmack passt, dann kann man damit leben…
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ch habe natürlich nicht lange gefackelt und musste gleich ein Steak testen. Die restlichen 5 Steaks habe ich einzeln einvakuumiert und eingefroren. Das Teststeak habe ich rückwärts gegart. Erst im Backofen bei 120 Grad auf 50 Grad Kerntemperatur gezogen und dann anschliessend auf dem heissen Grill auf Grill Grates gebrandet, so dass ich im Endeffekt eine Kerntemperatur von 54 Grad hatte. Als Beilage gab es ein paar Garnelen…
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Das Steak war butterzart und beim Anschnitt ist kein Saft ausgetreten. Der Geschmack des Steaks war in der Tat auch deutlich intensiver als bei einem herkömmlich rein nass-gereiftem Steak und das Fleisch hatte ein leicht buttrig-nussiges Aroma, wie man es auch vom echten dry aged beef kennt.
Ich würde das Experiment durchaus als gelungen bezeichnen und bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Lava Reifebeutel kann ich in jedem Fall weiterempfehlen. Wenn ihr einen Kühlschrank habt, den man auf 2-3 Grad C runterkühlen kann, solltet ihr das „Home Dry Aging“ auch mal ausprobieren. Der Aufwand ist zwar nicht unerheblich, aber das Resultat hat mich überzeugt! Vielleicht nehme ich beim nächsten Versuch US Prime-Qualität…?

Die Reifebeutel sind allerdings keine Wunderbeutel. Man kann aus minderwertigem Fleisch sicher keine Top-Steaks zaubern. Nur wenn man entsprechend hochwertiges und gut marmorietes Fleisch in den Lava Reifebeuteln reifen lässt, kann man ein gutes Ergebnis erzielen.
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mortomanos
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Super Test, gefällt mir sehr gut. Das Resultat schaut wirklich amtlich aus!

Meinst Du es geht in einem Kühlschrank mit 0° Fach, bei dem man die Feuchtigkeit auch runterdrehen kann (Fleisch/Wurst kaum Feuchtigkeit, Gemüse mehr Feuchtigkeit) auch? Dann hätte ich das perfekte Reifezentrum...
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Corto
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MeMyself hat geschrieben:Bild
Den Test nenn ich mal gelungen :twothumbs: . Dann werde ich jetzt mei meinen Wunschzettel schreiben...


1. neuen Kühlschrank
2. Lava Vacumiergerät
3. Lava Beutel
4. Fleisch
5. Grillgrates
6. ...
...
...

...wie bring ich das wieder dem Zahlmeister bei :keineahnung:, obwohl, ich könnt ja mal unsern Bischof fragen :pfeif:
:cheers:
Grüße aus Thalheim
Corto



ISushi, Hauptsache es ist gegrillt und vom Rind!


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hausmeisterkrause
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Moin,

das Experiment kann man scheinbar als gelungen betrachten :twothumbs: , wobei ich wahrscheinlich nicht den Mut gehabt hätte, ein so großes Stück Fleisch zu "riskieren". Das Ergebnis sieht aber wirklich toll aus!!!
Gruß Werner
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FrankAM
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schöner Test!!!
Da gehts mir wie Corto - wobei ich zumindest schon mal die Grillgrates habe.
Gruß
Frank
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Don Marco
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MeMyself hat geschrieben: Ich habe im Großmarkt ein fein marmoriertes RibEye am Stück von der Färse entdeckt, welches ich für meinen Test verwendet habe.

Sieht gut aus, vor allem natürlich das Ergebnis :twothumbs:
Ich hatte mit Kuh vom Metzger vor Ort und den 55 Grad Beuteln ( sind wohl wahrscheinlich identisch ?) auch sehr gute Ergebnisse.

Wieviel Zeit lag denn zwischen dem Schlachtdatum, Verpackungsdatum und dem Datum als Du es im Reifebeutel eingelagert hast ?

MeMyself hat geschrieben: Vielleicht nehme ich beim nächsten Versuch US Prime-Qualität…?
Bei Ware aus Übersee die schon im Vakuum gereift ist kann man bei den Beuteln kaum noch von Reifung sprechen, denn die Enzymatische Reifung ist längst abgeschlossen bis das Fleisch hier im Laden verfügbar ist.
Was dann noch stattfindet ist eher eine Konzentration des Geschmacks und eine Veränderung der Struktur durch den Flüssigkeitsverlust. Das ist beides ja auch nicht schlecht, also warum nicht. Nur von "Dry Aged" würde ich da halt nicht mehr sprechen. [-X
MeMyself hat geschrieben: Die Reifebeutel sind allerdings keine Wunderbeutel. Man kann aus minderwertigem Fleisch sicher keine Top-Steaks zaubern. Nur wenn man entsprechend hochwertiges und gut marmorietes Fleisch in den Lava Reifebeuteln reifen lässt, kann man ein gutes Ergebnis erzielen.
Das stimmt natürlich wie bei so vielen Sachen. You cant polish Bullshit ;)

Ich bin gespannt auf die weiteren Tests.

:cheers:

DM
Zuletzt geändert von Don Marco am 20.10.2013, 10:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Don Marco hat geschrieben: Wieviel Zeit lag denn zwischen dem Schlachtdatum, Verpackungsdatum und dem Datum als Du es im Reifebeutel eingelagert hast ?
Hmm gute Frage, da habe ich ehrlich gesagt nicht so genau drauf geachtet. Das Flesich war aber sicherlich schon 2-3 Wochen im Vakuum.
Zuletzt geändert von MeMyself am 20.10.2013, 16:54, insgesamt 1-mal geändert.
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Simon
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erstmal auch von mir :respekt: für den tollen Test und danke für die ausführliche Beschreibung !

Das Ergebnis finde ich optisch durchaus ansprechend ;)

Marcos Frage hätte mich auch interessiert bzw. die Frage wie es rauskommt wenn es gleich nach dem Schlachten in den Lava Beutel kommt.

:cheers:
Gruß

Simon

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MeMyself
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Simon hat geschrieben: Marcos Frage hätte mich auch interessiert bzw. die Frage wie es rauskommt wenn es gleich nach dem Schlachten in den Lava Beutel kommt.

Das wäre sicherlich die effektivste Nutzung der Beutel. Das Problem ist da nur: ich komme nicht an vernünftiges Ausgangsmaterial für so einen Test. Ich habe leider keinen fähigen Metzger in meiner Nähe, die mir ein gut marmoriertes Stück in der Qualität besorgen können. Und Standardware ohne intramuskuläre Fetteinlagerungen möchte ich auch nicht reifen lassen.
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