Smokeytest Graef CC 150 /Chefs Choice 150

Auf dem Prüfstand - Mitglieder testen Grillgerätschaften

Moderator: Mod-Team

Smokey

Euer Smokey hatte ja am Tag nach der Herzoperation Geburtstag. Da war noch ein Geschenk nachträglich fällig. Also habe ich mir ein Messerschärfgerät geschenkt, nämlich das Chefs Coice 150 bzw. Graef CC 150. Dies ist die gepimpte Version des Graef CC 120 bzw. 120 Plus. Der entscheidende Unterschied zwischen den Geräten ist, dass die 150er Maschine neben deutschen Klingen auch Japanermesser mit einem Klingenwinkel von 15 Grad schleifen kann.

Bei der Graef CC 120 blieb dem Besitzer japanischer Messer entweder weiterhin der Handschliff der Klinge oder aber die Klingenverhunzung durch Veränderung des Klingenwinkels von 15 auf 20-25 Grad. Damit nimmt man den Japanermessern aber ihren Charakter. Und das kommt für mich nicht in Frage.

Der Handschliff ist sicherlich das Non-Plus-Ultra, nimmt aber erhebliche Zeit in Anspruch. Das konnte ich u.a. nach meinen Grillseminaren feststellen, wenn ich nach jedem Seminar 5-6 Messer nachschärfen und 3-4 Dolche zumindest polieren mußte. Das artete mit dem Vulkanus und den Banksteinen regelrecht in Arbeit aus und dauerte mindestens 30 Minuten. Ich habe dann die relativ neue Graef CC 150 entdeckt. Damit müßte man die Gebrauchsmesser in den Seminaren schnell und sauber schleifen können, so zumindest nach den Anpreisungen der Firma Graef. Würde die CC 150 dieses Versprechen einlösen können? Oder würde sie enden wie damals das Schleifgerät von SHARPING, das ich nach meinem ausgiebigen Test zurückschicken mußte?

Amazon lieferte die Kiste gleich am Tag nach der Bestellung. Wie imer eine beeindruckende Leistung.

Die Maschine ist klein und handlich, der Korpus aus rostfreiem :mrgreen: weißem Hartkunststoff, der Klingenführungsbereich einschließlich der Schutzdeckel aus schwarzem Kunststoff (Elastomer). Im Schleifbereich sind 3 verschiedene Schleifsteine verdeckt montiert, neben denen die Einführungsschächte mit für jede Klingenseite vorgegebenen Schleifwinkeln sitzen.

Der erste Führungskanal ist für die Japanmesser mit 15° Schleifwinkel (von Graef Phase 1 genannt). Er führt die Messerklinge in einem genau vorgegebenen Winkel von 15 Grad an eine relativ langsam drehende, ganz feine Diamantschleifscheibe, die zwar erkennbar Material abträgt, aber keine reine Klingenfräse ist. Zieht man die Klinge gleichmäßig langsam durch, erzeugt die Scheibe einen sauberen, allerdings etwas gröberen Schliff, etwa wie ein 600er Bankstein. Dabei wird auf Grund der geringen Rotationsgeschwindigkeit des Schleifsteins kaum Hitze erzeugt. Bei meinen Tests mit den älteren Messern habe ich festgestellt, dass die stumpfe Klinge etwa 0,5 mm Material bei einem Klingenneuaufbau verliert. Das ist noch akzeptabel, liegt aber weit über dem Abtrag, den ein Klingenneuaufbau mit Banksteinen verursacht. Für Edelmesser aus Japan sollte man deshalb auf den Einsatz der CC 150 verzichten und weiterhin die Banksteine bevorzugen.
Für gewöhnliche industriell gefertigte Japanerklingen wie die einfachen Serien von KAI, Global usw. kann man die CC 150 aber problemlos verwenden, zumal die Klingen durch die Kunststoffführungen nicht verkratzt werden; auch auf polierten Klingen sind nur minimale Kratzerchen bei genauestem Hinschauen erkennbar.
Nach dem Grobschliff der Klinge in der Phase 1 wird eine Politur der Klinge im dritten Schacht (von Graef Phase 3 genannt) vorgenommen. Hier dreht sich auf der selben Achse wie die Schleifscheiben eine kleine keramische Polierscheibe, die flexibel gelagert ist und sich damit exakt an den Klingenwinkel anpaßt. Eine interessante und gut funktionierende Konstruktion. Das Polierergebnis nach dreimaligem Durchzug jeder Klingenseite durch die Führungskanäle entspricht in etwa dem Polierergebnis, das man mit einem 1000er Bankstein erzielen würde. Die Schneide ist noch leicht riefig, weist aber eine gute Gebrauchsschärfe auf. Sie läßt sich aber nicht mit der Schärfe vergleichen, die eine banksteingeschliffene Klinge aufweist, welche mit einem 3000er oder gar 6000er Bankstein poliert wurde. Immerhin erreicht die CC 150 aber etwa 70% der Schärfe und der Schnitthaltigkeit einer mit Banksteinen bis 6000 aufbereiteten Klinge. Das kann sich sehen lassen, zumal der Schleifvorgang einschließlich Klingenaufbau nicht einmal zwei Minuten für eine Klinge in Anspruch nimmt. Mit Banksteinen benötigt man auch bei zügiger und geübter Ausführung mindestens 4 Minuten je Klinge.
Das Ergebnis, welches die Maschine an japanischen Klingen erzielt, kann sich sehen lassen und befriedigt problemlos mittlere Ansprüche an Klingenschärfe. Wer keine Lust zum manuellen Schleifen oder keine Kenntnisse vom Banksteinschleifen hat, der kann seine japanischen Klingen der einfacheren Machart problemlos mit der CC 150 zu guter Gebrauchsschärfe bringen. Wer ein noch besseres Ergebnis wünscht, kann die mit der CC 150 geschärfte Klinge ratzfatz mit einem 3000er oder gar 6000er Bankstein oder mit den feinen Lansky-Steinen in perfekte Schliffkondition verbringen. Die Klinge bleibt nach dieser Bearbeitung unglaublich lange schnitthaltig und extrem scharf.
Aber auch die mit der Maschine allein erzielte Schärfe ist schon beeindruckend und relativ lange gegeben; sie läßt sich jederzeit durch Polierzüge der Klinge im dritten Schacht wieder herstellen.

Zwischen dem ersten und dem dritten Führungskanal ist ein weiterer mit 20° Schleifwinkel für alle üblichen glatten und gezahnten Haushalts-, Freizeit- und Gewerbemesser (von Graef Phase 2 genannt) eingebaut. Damit kann man normale Klingenwinkel von 20 Grad erzeugen bzw. nachschärfen. Die Politur erfolgt wiederum an der flexibel aufgehängten keramischen Polierscheibe im dritten Schacht, wobei das dadurch erzielte Ergebnis für den Hausgebrauch ausreicht. Eine Politur mit Banksteinen ist bei den üblichen Gebrauchsmessern nicht sinnvoll; die Schleifriefen bringen aus meiner Sicht hier sogar leichte Vorteile beim Schneiden, da sie einen kleinen Sägeeffekt erzeugen, der z.B. das Einschneiden einer Tomatenhaut erleichtert. Daher sollte man bei leicht nachlassender Schneidleistung die Klinge einfach ein paar Mal durch den dritten Schacht ziehen, um den Grat der Klinge wieder aufzurichten. So spart man sich den Wetzstahl und erreicht eine gute und dauerhaft nutzbare Klingenschärfe, die geringen bis mittleren Ansprüchen genügt, aber auch ohne weiteres jede Hausfrau beeindruckt, die üblicherweise mit stumpfen Klingen säbelt.

Ein Vulkanus-Messerschärfer (den habe ich hier im Testforum vor einiger Zeit mal einem Kurztest unterzogen) erzielt hier aus meiner Sicht in gleicher Zeit eine bessere Schärfe bei Küchenmessern mit 20°-Klinge. Gegen die Ergebnisse der Graef CC 150 bei japanischen Klingen kommen mit dem Vulkanus geschärfte Klingen allerdings nicht an.

Küchenmesser aus besseren Stählen mit 20° Schneidenwinkel lassen sich mit dem CC 150 zumindest kurzzeitig auf Rasiermesserschärfe bringen. Diese läßt sich durch Grataufrichtung auf der Polierscheibe einige Male kurzfristig wieder herstellen, bevor dann wieder die Grundschärfe mit der zweiten Stufe optimiert werden muß.

Leichte Probleme hatte ich beim Schärfen von Ausbeinmessern der Fa. Dick, da diese eine konkave Schneide aufweisen. Hier muß man die Klinge mit großer Sorgfalt durch die Schleifschächte führen, um alle Abschnitte der Schneide gleichmäßig zu schärfen. Tut man dies, wird die Klinge gut geschärft.

Allerdings besteht die mit dem zweiten Schacht erzielte Schärfe (ohne Nachbearbeitung mit Banksteinen) an einem guten deutschen Küchenmesser (Zwilling Friodur Santoku) keinen Vergleich mit einer auf 15° in der CC 150 geschliffenen einfacheren Japanerklinge (Global G2). Sie wirkt im direkten Vergleich fast stumpf. Während das Japanermesser fast durch eine Tomate hindurchfällt (bei Nachbearbeitung des Graef-Schliffs mit den 3000/6000er Banksteinen fällt es tatsächlich durch die Tomate!) und Tomatenscheiben mit weniger als 1 mm Stärke schneidet, erfordert die deutsche Klinge die Ausführung einer leichten Schneidbewegung, um die Tomate überhaupt zu teilen; dünne Scheiben ab 3 mm lassen sich davon der Tomate schneiden, dünner geht es nicht.
Das Global ist auch beim Zerlegen einer Deppengaleere ganz klar im Vorteil, schneidet problemlos auch durch eine krosse Schinkenhülle, ohne diese zu verziehen, während das Zwilling einige Schinkenstreifen nicht schneidet, sondern vom Filet zieht. Nicht störend, aber doch ein Makel.

Fazit meines Smokeytsts:
Das CC 150 ist für die schnelle Schärfung japanischer Messerklingen eine echte Empfehlung. Die Zeitersparnis zum händischen Banksteinschleifen ist gerade beim Schleifen mehrerer Messer deutlich und beeindruckend. Zudem wird der vorgegebene Schleifwinkel gut eingehalten, so dass man die mit der CC 150 erzielte Schärfe an japanischen Klingen mit Banksteinen problemlos optimieren kann.
Der Kaufpreis (UVP) von 200 Euro ist aus meiner Sicht gerade noch angemessen. Hier sollte man auf Sonderangebote achten.

Die Schärfstufe für Küchenmesser mit 20°-Winkeln ist zwar ganz nett, erzielt aber nur knapp durchschnittliche Ergebnisse. Wer nur deutsche 20°-Messerklingen hat, sollte sich statt der Graef-Schleifer (CC 150, CC 120 und CC 120Plus) einen Vulkanus-Schärfer holen, der bessere Ergebnisse erreicht und wesentlich günstiger ist.

PS Der Graef CC 150 bleibt bei mir und wird neben den anderen Schleifern fester Bestandteil der Grillseminare.
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Bilder? :cheers:
Smokey

Von der Maschine? ](*,) ](*,) ](*,)

Oder willst du mich beim Schleifen sehen? :mrgreen: :cheers:
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Smokey hat geschrieben:... Wer nur deutsche 20°-Messerklingen hat, sollte sich statt der Graef-Schleifer (CC 150, CC 120 und CC 120Plus) einen Vulkanus-Schärfer holen, der bessere Ergebnisse erreicht und wesentlich günstiger ist.

....
Den Vulkanus kenne ich nicht aus der Praxis, von daher habe ich keinen Vergleich. Ich bin aber mit dem CC 120 (habe keine japanischen Messer), sehr zufrieden. Ich finde der erzielt in kürzester Zeit sehr gute Ergebnisse. Mit 'nem Stein wird's zwar noch etwas schöner, aber da fehlt mir meist die Geduld und ich bin kein Messerjunkie.

Ansonsten sind ist Smokey's Testergebnis für normale Messer wohl auch auf die CC 120 übertragbar und decken sich mit meinen Erfahrungen. Die 150 ist als Chef's Choice in den USA ja schon etwas länger auf dem Markt und die Erfahrungen in den Foren dort sind ähnlich positiv.
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Smokey

Für den Hausgebrauch ist der CC 120 bestimmt schon ganz gut, aber die Schleifergebnisse berauschen mich nicht (ich gehe bei meiner Annahme davon aus, dass der CC 150 und der CC 120 bei den 20°-Schächten bau- und funktionsgleich sind). Es ist eben eine kurzfristige Rasiermesserschärfe, die aber nicht von langer Schnitthaltigkeit begleitet wird. Dafür ist die Kiste eigentlich zu teuer. Aber auch die CC 150 ist allein für Japanermesserschleifungen ziemlich expensiv. Fürs gleiche Geld kann man eine sehr gute Banksteinausrüstung mit Abziehleder und noch ein paar günstige Japanermessr kaufen. :cheers:
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Smokey hat geschrieben:... Fürs gleiche Geld kann man eine sehr gute Banksteinausrüstung mit Abziehleder und noch ein paar günstige Japanermessr kaufen. :cheers:
Sicher richtig. Aber da kommt dann wieder der Faktor Geduld ins Spiel. Wer seine Messer liebt und pflegt ist mit einem schönen Stein sicher auch besser beraten. Vandalen wie ich kaufen sich lieber irgendwann mal ein neues Messer.
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karlsson hat geschrieben:
Smokey hat geschrieben:... Fürs gleiche Geld kann man eine sehr gute Banksteinausrüstung mit Abziehleder und noch ein paar günstige Japanermessr kaufen. :cheers:
Sicher richtig. Aber da kommt dann wieder der Faktor Geduld ins Spiel. Wer seine Messer liebt und pflegt ist mit einem schönen Stein sicher besser beraten. Vandalen wie ich kaufen sich lieber irgendwann mal ein neues Messer.
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Ich werd mal checken, wieviel Klingenbreite meine Messer bei den Grillseminaren verlieren, wenn ich sie mit der Maschine wöchentlich nachschleife. Vermutlich sind die Grillschulmesser nach einer Saison runtergeschliffen :mrgreen: :cheers:
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Interessanter Test!
Den Vulkanus in der Edelstahlausführung (müsste laut der Vulkanusseite die Professionalausführung sein) gibts derzeit in der Bucht für 64EUR.
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?Vie ... 0761371680
Grüße aus dem Schwabenländle - Gerald
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Smokey

Der Vulcanus aus Plastik reicht völlig, und den gibt es manchmal weit unter 50 Euro im Angebot. :cheers:
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joda-salz
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langsam glaube ich smokey hat ein diktiertool für seine forumsbeiträge entwickelt

:pfeif: :pfeif: :pfeif: :pfeif: :pfeif: :pfeif:
* und imma spaasam mit dem joda-salz *
* möge die GRILL MACHT mit dir sein *
Kuchen
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Ich habe auch den Vulcanus aus Plastik und bin damit zufrieden. Ich ziehe meine Messer 3-4 mal durch und habe wieder eine zeitlang Ruhe. Das Gerät ist sein Geld wert und unterscheidet sich nur vom Material von der Edelstahlausführung.
:cheers:
Thomas
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Danke für die Info. \:D/ & :cheers:

Aber trägst du jetzt "Gehörschutz" :-k :pfeif: :mrgreen: , damit es der "Seele" nicht schmerzt :lol: :mrgreen:

MfG Martin & :cheers:
Martin
Herdentiere schauen auf zu viele Arschlöcher. Ein gesunder Abstand zu den "Schinkenpartien" hat also was. :rules: :cheers:
Smokey

joda-salz hat geschrieben:langsam glaube ich smokey hat ein diktiertool für seine forumsbeiträge entwickelt
ich schreibe im Zehnfingersystem mit mindestens 250 Anschlägen pro Minute. Meine Eltern haben mich schon Anfang der 1980er gezwungen, Maschineschreiben zu lernen. :mrgreen: :cheers:
Smokey

RamJam hat geschrieben:
Aber trägst du jetzt "Gehörschutz" :-k :pfeif: :mrgreen: , damit es der "Seele" nicht schmerzt :lol: :mrgreen:
Der CC 150 macht tatsächlich wenig Krach. Hätt ich nicht gedacht, bei der Fräsleistung ;) :mrgreen: :cheers:
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