wie fange ich den ersten Bericht an? Was schreibe ich? Welche Bilder stelle ich ein? Langweile ich auch keinen mit meinem Gelaber?
Gut, irgendwann nützt ja alles nix; dann musste halt ran und einfach rein ins Wasser, auch wenn es noch so kalt ist.
Also los:
Letztes Wochenende feierte ich meinen gefühlten 29. Geburtstag (der biologische liegt deutlich länger zurück) und hatte dazu einige Gäste eingeladen.
Zuerst hatte ich vor, so die üblichen Verdächtigen zu reichen wie Nackensteaks, Wings, sauleckere Würstchen von unserem Gemeindemetzger usw.
Dann fiel mir aber ein, dass einige kein Schweinefleisch essen. Ergo Alternative gesucht, an Rind gedacht und zügig auf PB gekommen.
Soweit o. K.
Erstmal habe ich hier im Forum gesucht und auch schnell einige supergute Berichte gefunden. Das allein nützte allerdings nichts, da meine Hardware-Möglichkeiten keinen solchen Langzeitjob hergeben (s. a. meine Vorstellung).
Gott sei Dank habe ich einen Nachbarn (ihr kennt ihn alle), der mir immer unter die Arme greift, wenn ich ihn brauche. Er war aber noch auf SLO-Mission und nicht erreichbar. Egal, der Entschluss stand fest: Ich würde mein erstes PB machen.
Montags ein Stück Rindernacken bestellt beim MmV: „Nee, ist schon okay, kann ruhig 5-6 kg sein“. Hatte ich doch gelesen: Wenn schon Pulled Beef oder –Pork, dann auch aus dem Vollen, die Arbeit soll sich auch lohnen!
Welcher Rub?
Texas BBQ aus der Rezeptdatenbank. Liest sich lecker und hatte ich noch nicht.
Zwischenzeitlich kam mein für jede neue Vergrillung offener, nachbarlicher Heilsbringer von seiner Grill-Slowenien-Mission zurück und meinte: „PP kann ich, den Frontier kannste haben, wo liegt also das Problem?“
Puh, hatte ich schon mal eine Sorge weniger!
Hier also die Zutaten:
24h sollte sich das gute Stück im Kühlschrank auf seine wahre Bestimmung vorbereiten können:
Bis jetzt alles noch ganz einfach. Wolf (ja genau, der) und ich hatten einen vernünftigen Zeitplan aufgestellt, Temperaturen festgelegt, Bier kaltgestellt und trockenes Wetter angefordert.
Samstags ab 17:00 Uhr Geburtstagsfeier, folglich freitags so gegen 20:30 Uhr AZK anfeuern, ab 21:00 Uhr Frontier einregeln (mit Wasserpfanne –gefüllt mit Sand, darauf eine Schüssel mit Wasser), ca. 21:30 Uhr Start des PB. Hat auch funktioniert:
Wahnsinn, ich hatte die Dame bereits um ca. 19:00 Uhr aus der Kälte geholt, damit der Temperaturgradient für sie nicht zu groß würde; trotzdem nur 5°C!
Wolf, seine Frau und ich haben dann bei einigen Vignacs und Weizenbieren dem Pipismoker beim Rauchen zugeschaut und uns an dem unbeschreibbaren Duft erfreut:
Wir sind auseinandergegangen mit folgenden Worten:
Wolf: „Ich stelle mir den Wecker auf 04:00 Uhr und schaue nach den Kohlen und der Temperatur!“
Habt ihr auch solche Nachbarn? Wahnsinn, kann ich nur sagen. Hier schon mal vorab ein herzliches Dankeschön, Wolfgang!
Naja, da kannste dich nicht lumpen lassen und stehst halt auch um 06:00 Uhr auf:
Bis hierhin alles okay.
Halt, ich flunker, das Bild habe ich um ca. 10:00 Uhr gemacht; um 06:00 Uhr war die Kuh bei 68°C. Ganz ehrlich: um 06:00 Uhr kann ich noch keine Kamera bedienen; da bin ich froh, wenn ich unfallfrei aus dem Bett komme und in dasselbe wieder zurückfinde. – Ich bin halt noch jung, s. o.
Aber trotzdem: Sorgen hatte ich mir bis dahin keine gemacht. Das Zeitfenster passte.
Ich wollte als Snack vorab ein paar Hühnerschenkelchen reichen (wegen weil kein Schwein), die wir um ca. 13:00 Uhr zu dem PB gepackt haben:
auf zwei Stacker verteilt (gerubbt mit Magic Dust und mexikanischem Grillgewürz):
bei der Gelegenheit kann man auch mal das PB für die Nachwelt festhalten:
Aufgepasst, das glückliche Stück Rind hatte jetzt schon ca. 15 ½ h Grillies (bis jetzt noch keine 5 kg) hinter sich, immer so um die 120°C, mal ein bisserl mehr oder weniger. Sah doch schon ganz gut aus, oder?
Alles neu zusammengebaut. Den Mann auf dem Bild kennen wir doch…
hier nochmal in deutlich:
frischen Rauch gemacht für die Schenkel:
Mann, so hatte ich mir das vorgestellt: stressfreies Arbeiten, Ablauf stimmt, vorheriges Duschen kein Thema, meine Frau beruhigt („zuviel Aufwand, das klappt nicht, usw…; ihr kennt das), Gäste können kommen!
Ach ja, vergessen: PB hatte zu dem Zeitpunkt 85°C. Die erste registrierte Blödphase hatten wir um 11:30 Uhr bei 80°C. Vielleicht war da schon mal eine vorher in der Zeit zwischen 06:00 und 09:00 Uhr als wir den Grill nur im Traum überwacht haben.
Egal, zeitlich passte bisher alles.
Um 17:00 Uhr habe ich mir die Beinchen vom Huhn geholt:
Gnade: Jetzt kommt das einzige Tellerbild:
Als ich die Schenkel holte sagte Wolf: „Verabreich die Dinger homöopathisch, das PB braucht noch etwas, wir sind erst bei 91°C.“
Eigentlich wollten wir um 16:00 Uhr fertig sein; das Fleisch in Alufolie eingepackt, gebettet in einer Thermobox mit Flaschen voller heißen Wassers, sanft vor sich hin ruhend den Gästen nach dem Hühnerbein-Gang voller Stolz präsentieren.
Das war jetzt erstmal nix.
Doch noch Stress?
Nee, wir hatten schönes Wetter, genügend Bier; zum Entreé gab´s ausreichend Caipirinha; da kann man ruhig auch einmal auf ein gutes Stück PB warten.
Schließlich kam das auf den Tisch:
angepulled:
Es war jetzt 20:30 Uhr. Die verdammte Kuh hat sich ungefähr 23 Stunden Zeit gelassen, bis sie bereit war sich von uns ihrer wahren Bestimmung zuführen zu lassen.
Okay, es sei ihr gegönnt, denn alle fanden sie richtig lecker.
Wolfgang half mir die Gäste zu versorgen, keiner hatte Bock Fotos zu machen. Als ich Zeit hatte, war kein Brötchen mehr da zum Ablichten.
Shit happens, machte ich halt Bilder von den übrigen Speisen (die auch lecker waren!):
Das Foto erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit; es gab noch so einiges anderes...
Das gerade war übrigens selbsgemachtes Ciabatta von Flywolf aus dem DO.
Fazit:
PB kannst du machen. Es schmeckt genial. Es kommt supergut an. Letztendlich schmeckt es auch den größten Skeptikern.
Aber: Nimm ein Stück bis ca. 3,5 kg, wenn du mit 15 – 18 Stunden auskommen willst. Moppe es, wenn du eine nicht ganz so harte Kruste haben willst wie ich, der 23 Stunden gebraucht hat. Brauchst du ähnlich lange, packe es in Alufolie und lasse es noch einige Zeit ruhen. Das setzt aber eine noch längere Vorlaufzeit voraus.
Will sagen: Egal was man macht, es gibt immer noch ein wenig zu verbessern. Das heißt aber auch, es wird nie eine letzte, perfekte Grillveranstaltung geben.
Eher frei nach Sepp Herberger: Nach der Vergrillung ist vor der Vergrillung!
In diesem Sinne danke ich für euer Verständnis und eure Nachsicht.
Ich freue mich, hier Mitglied zu sein.
Thomas
